Die Klasse 9aR von Herrn Keil vertrat in Limburg die MPS

Autorin: Heike Lachnit

Drei Tage lang gab es für rund 120 Schüler aus dem Landkreis Limburg-Weilburg in einem einmaligen Leuchtturmprojekt Politik zum Anfassen. So lautet auch der Name des Vereins, der zusammen mit dem Jugendbildungswerk das Planspiel durchführte.

Was bewegt junge Menschen zwischen 13 und 16 Jahren? Interessieren sie sich für Politik? Und wenn ja, welche Wünsche haben sie an die Politiker? Diesen Fragen konnten sie an drei Tagen auf den Grund gehen und es zeigte sich, dass die Jugendliche so einige Wünsche und Ideen haben, welche sie zu Papier brachten.

Sechs Schulklassen partizipieren vom Projekt

An dem Planspiel nahmen insgesamt sechs Schulklassen teil. Mit dabei die 8bR der Leo-Sternberg-Schule aus Limburg, die 8Gb der Freiherr-vom-Stein-Schule aus Dauborn, die 9cG der Fürst-Johann-Ludwig-Schule aus Hadamar, die 9aR der Mittelpunktschule St. Blasius aus Frickhofen, die 10G3 der Tilemannschule aus Limburg und die R10a der Heinrich-von-Gagern-Schule aus Weilburg. Während die Schüler aus Dauborn die Medienklasse bildeten und das Planspiel per Foto und Video dokumentierten, bildeten alle anderen fünf Schulklassen jeweils eine Fraktion.

Am ersten Tag gab es einen Crashkurs in Sachen Kreistag. Wer darf in den Kreistag gewählt werden? Wer darf den Kreistag wählen? Für welche Aufgaben ist der Kreistag zuständig? Danach sammelten die Schüler im Klassenverband Ideen aus den verschiedenen Bereichen wie Schule, Soziales und Familie, Raumordnung, Energie und Jugend sowie Sport. Und Ideen haben sie viele.

Ideen der Jugendlichen

Von der Digitalisierung in den Schulen über lebensvorbereitenden Unterricht, von kostenlosem ÖPNV für alle Schüler bis hin zu Freizeitaktivitäten für junge Menschen, von Hygieneartikel an öffentlichen Plätzen bis zu mehr WLAN in den Ortsteilen, von besseren Rad- und Fußwegen bis hin zu Straßenlaternen mit Solar bildeten die Ideen eine große Vielfalt an Wünschen ab, die verschiedene Lebensbereiche der Jugendlichen abdeckten. Aus diesen Ideen entstanden insgesamt 75 Anträge. In fünf Ausschüssen wurden jeweils 15 Anträge behandelt. Von den insgesamt 75 Anträgen wurden am letzten Tag 14 Anträge im fiktiven Kreistag behandelt.

Am zweiten Tag kamen Kommunalpolitiker aus dem Kreistag Limburg-Weilburg hinzu, um mit den Schülern über die Anträge zu sprechen. Sie zeigten auf, wie man Anträge begründet oder auch ablehnt, welche Themen auf Kreisebene behandelt werden können und welche nicht. So hat der Kreistag wenig Möglichkeiten, in den Lehrplan an den Schulen eingreifen, aber er kann eine Resolution an das Land Hessen stellen, um etwas zu bewegen.

Kommunalpolitiker loben Format

Von den Kommunalpolitikern kam sehr viel Lob für dieses Format. Valentin Bleul, Freie Wähler, findet dieses Projekt gut, um junge Menschen zu fördern. „Es macht mir richtig viel Spaß.“ Er erlebe die jungen Menschen sehr umweltbewusst und sozial. Dass sie sich mit dem Thema Müll in der Öffentlichkeit beschäftigt haben, habe ihn sehr überrascht.

Marion Schardt-Sauer, FDP, findet das Planspiel klasse. Zum einen zeige es den jungen Menschen, wie Politik funktioniert. Zum anderen erfahre sie, was die jungen Menschen über die Politiker denken und im Gespräch erkennt sie, wo eventuell Kreispolitik noch ein wenig mehr erklärt werden muss. „Es sind sehr spannende Anträge“, so Schardt- Sauer. Für sie ist es faszinierend, die unterschiedlichen Bedürfnisse bei den Schülern zu sehen, je nachdem, ob sie in der Stadt wohnen oder in der ländlichen Region.

Auch Tobias Eckert, SPD, findet es wichtig, dass sich die jungen Menschen mit Politik beschäftigen. Denn dann würden sie auch verstehen, wie es funktioniert. Christian Wendel, CDU, äußerte sich total begeistert. Die Schüler haben sich intensiv mit verschiedenen Themen beschäftigt, die sie als Kreistagspolitiker auch gerne aufnehmen. „Ich freue mich über das Interesse und das Engagement“, so Wendel. Sabine Häuser-Eltgen lobte ebenfalls das Format. “Es hat viel Spaß gemacht mit Jugendlichen an der Umsetzung ihrer vielfältigen Ideen zu arbeiten. Gegen alle Vorurteile muss man sagen, Jugendliche interessieren sich sehr wohl für Politik, immer dann wenn sie Ernst genommen werden und etwas gestalten können”, so die grüne Kommunalpolitikerin.

Fiktive Kreistagssitzung

Die fiktive Kreistagssitzung leitete der Kreistagsvorsitzende Joachim Veyhelmann, CDU. „Es ist ein sehr gutes Projekt. Wir können zeigen, welche Arbeit hinter der Kommunalpolitik steckt.“ Für ihn ist es wichtig, junge Menschen an die Kommunalpolitik heranzuführen. Eventuell habe jemand dann Lust, sich auf Kommunalebene zu engagieren und mitzugestalten. Und für ihn ist es dann auch wichtig, den jungen Menschen zuzuhören.

Neben den Ideen, die die Schüler äußerten und zu Anträgen formulierten, hatten sie auch Wünsche zu dem Projekt selbst. Sie fanden es sehr interessant, mit Kommunalpolitikern ins Gespräch zu kommen. Und sie würden sich Wünschen, dass von den entwickelten Ideen auch welche umgesetzt werden.

Anträge, welche einstimmig oder mit Mehrheit im fiktiven Kreistag beschlossen wurden:

  • Mountainbike-Trails im Wald
  • LahnStar im ganzen Landkreis
  • Digitalisierung in den Schulen
  • Kostenlose Hygieneprodukte für Frauen
  • Vermehrte erneuerbare Energien auf kreiseigenen Gebäuden
  • Schülertarife in Fitnessstudios
  • Kostenfreies Limburg-Weilburg-Ticket für jeden Schüler
  • Gesünderes Essensangebot in den Schulen
  • Getränkeautomaten/ Wasserspender an öffentlichen Orten
  • Straßenlaternen mit Solar
  • Förderung von Vereinen
  • Lebensvorbereitender Unterricht
  • Rampen statt Treppen

Politik in Schulen häufig zu kurz

Michael Reineke, Projektleiter beim Verein “Politik zum Anfassen” begleitete mit seinem Team das Planspiel die drei Tage lang. Er findet dies total interessant, denn seiner Meinung nach kommt Politik in den Schulen häufig zu kurz. Über das Planspiel bestehe die Möglichkeit, jungen Menschen kommunalpolitische Strukturen näher zu bringen. Er zeigte sich positiv überrascht, wieviel Wissen die Schüler bereits mitbringen und welche kreativen Ideen sie entwickelt haben. Er hat in seiner Arbeit die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen nochmal kreativer werden, wenn sie aus dem schulischen Kontext herausgenommen werden. Natürlich ist er mit seinem Team nicht nur im Landkreis Limburg-Weilburg, sondern die Planspiele in verschiedenster Form werden von dem Verein deutschlandweit angeboten. Dabei muss er immer wieder feststellen, dass es beliebte Themen bei den jungen Menschen gibt wie die Müllproblematik und die Hygieneartikel für Frauen.

Bei dem Planspiel war es nicht nur interessant, dass die Schüler aus dem Landkreis mit den Kommunalpolitikern aus den Landkreis in Kontakt kamen. Es war ebenfalls interessant, die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen zu sehen. Bei einigen Ideen war genau zu spüren, ob die Jugendlichen in der Stadt auf die Schule gingen oder in der ländlichen Region. Auch zeigte sich, dass die Schulen sehr unterschiedlich ausgestattet sind, was sich zum Beispiel beim Thema Digitalisierung offenbarte. Hier lautete dann auch die gemeinsame Forderung aller Schüler, dass die Schulen im Landkreis alle gleich ausgestattet werden sollen.

Insgesamt war es ein spannendes Projekt, welches auf alle Fälle wiederholt werden sollte, denn dies zeigt den jungen Menschen viel besser als die Theorie wie Kommunalpolitik und Demokratie funktionieren.

Quelle: https://hl-journal.de/jugendliche-machen-kreispolitik/